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Analyse von Gleichgewichtspunkten

Es sei $ f:U\to\mathbb{R}$ eine differenzierbare Funktion. Dann ist die Richtungsableitung definiert als

$\displaystyle \delta_F(f) = F_1\frac{\partial f}{\partial x_1}+\dots+F_n\frac{\partial f}{\partial x_n} . $

Wenn $ x:\mathbb{R}\to U$ eine Lösungskurve ist, dann ist $ \delta_F(f)(\vec{x})$ die Ableitung der Funktion $ \mathbb{R}\to\mathbb{R}$ , $ t\mapsto f(x(t))$ .

Satz 15 (Ljapunov)   Es sei $ p\in U$ ein Equilibrium. Wenn eine differenzierbare Funktion $ f:U\to\mathbb{R}$ existiert, die bei $ p$ ein globales Maximum annimmt, und deren Richtungsableitung auf $ U\setminus\{p\}$ positiv ist, dann ist $ p$ asymptotisch stabil. Eine solche Funktion heißt auch strenge Ljapunov-Funktion.

Bei Gleichgewichtspunkten ist die Richtungsableitung jeder Funktion gleich Null. Eine Funktion $ f$ ist also dann strikt Ljapunov beim Gleichgewichtspunkt $ p$ , wenn $ p$ gleichzeitig lokales Maximum von $ f$ und lokales Minimum von $ \delta_F(f)$ ist.

Beweis. Die Lösungskurven können die Teilgebiete $ \{ x\mid f(x)<a\}$ , wobei $ a>f(p)$ ist, nie verlassen. Außerdem ist die Ableitung der Funktion $ t\mapsto f(x(t))$ stets negativ für $ x(t)\ne p$ , daher ist $ \lim_{t\to\infty}x(t)=p$ für alle Lösungskurven. $ \qedsymbol$

Satz 16   Es sei $ p\in U$ ein Equilibrium, sodaß die Eigenwerte der Jacobi-Matrix bei $ p$ $ \frac{\partial F}{\partial(x_1,\dots,x_k)}\vert _p:\mathbb{R}^n\to\mathbb{R}^n$ alle positiven bzw. negativen Realteil haben. Dann ist $ p$ asymptotisch stabil.

Definition 14   Ein Gleichgewichtspunkt, bei dem die Eigenwerte der Jacobi-Matrix Realteil ungleich Null haben, heißt hyperbolischer Gleichgewichtspunkt.

Satz 17 (Hartmann-Grobmann)   Es sei $ p\in U$ ein hyperbolischer Gleichgewichtspunkt des Richtungsfelds bei $ F:D\to\mathbb{R}^k$ . Es sei $ J\in\mathbb{R}^{k\times k}$ die Jacobi-Matrix von $ F$ bei $ p$ . Dann ist $ F$ bei $ p$ lokal äquivalent zum linearen Richtungsfeld $ x\mapsto Jx$ bei 0 .

Definition 15   Eine Senke ist ein asymptotisch stabiler Gleichgewichtspunkt. Eine Quelle ist ein instabiler Gleichgewichtspunkt, der bei der Multiplikation des Richtungsfelds mit $ -1$ asymptotisch stabil wird. Ein Sattelpunkt ist ein hyperbolischer Gleichgewichtspunkt, der weder eine Quelle noch eine Senke ist.

Satz 18   Es sei $ n\in\mathbb{N}$ , $ D_1,D_2\subset\mathbb{R}^n$ zwei offene und zusammenhängende Gebiete, $ F_1:D_1\to\mathbb{R}^n$ und $ F_2:D_2\to\mathbb{R}^n$ zwei differenzierbare Richtungsfelder, $ p_1\in D_1$ und $ p_2\in D_2$ hyperbolische Gleichgewichtspunkte von $ F_1$ bzw. $ F_2$ . Dann ist $ F_1$ bei $ p_1$ lokal äquivalent zu $ F_2$ bei $ p_2$ , wenn die Anzahl der Eigenwerte der Jacobimatrix von $ J(F_1)\vert _{p_1}$ mit positivem Realteil gleich der Anzahl der Eigenwerte der Jacobimatrix von $ J(F_2)\vert _{p_2}$ mit positivem Realteil ist.

Es sei $ m$ die Anzahl der Eigenwerte der Jacobimatrix von $ J(F_1)\vert _{p_1}$ mit positivem Realteil. Wenn $ m=0$ ist, dann ist $ p_1$ eine Senke; wenn $ m=n$ ist, ist $ p$ eine Quelle; in allen anderen Fällen ist $ p$ ein Sattelpunkt.

Im Fall $ n=2$ sind alle Sattelpunkte lokal äquivalent. Für jeden Sattelpunkt gibt es 4 ausgezeichnete Orbits, zwei ``hineingehende'' und zwei ``hinausgehende'' Orbits.

Literatur:
[2, III.8.3,III.9.1,III.9.3]


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Josef Schicho 2016-01-17