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Es sei
ein stetig differenzierbares Vektorfeld
mit beschränkter Ableitung (damit die Lipschitz-Bedingung erfüllt ist).
Es sei
die Abbildung, die durch die
Bedingungen
for all
,
definiert ist.
Sie beschreibt die Lösung in Abhängigkeit von den Anfangswerten
und ist daher stetig. Sie erfüllt die Funktionalgleichung
|
(8) |
insbesondere ist
,
invertierbar
mit inverser Abbildung
. Die Abbildung
heißt Fluß
des Vektorfeldes
.
Wenn das Richtungsfeld
nicht Lipschitz-stetig ist, dann muß der Fluß
nicht überall definiert sein. Wenn
differenzierbar ist, dann ist die
Lipschitz-bedingung zumindest lokal auf jeder kompakten Teilmenge erfüllt,
und für jeden Punkt
ist der Fluß lokal in einer
einen offenen Umgebung von
definiert.
Satz 13
Es sei
offen und
ein stetig differenzierbares
Vektorfeld. Dann ist der Fluß
in seinem ganzen Definitionsbereich differenzierbar.
Beweis.
Es sei
fix gewählt.
Es ist schon gezeigt, daß
stetig
ist, außerdem existiert die ``Zeitableitung''
. Es reicht zu
zeigen, daß die ``Raumableitung''
existiert
und stetig ist (der Wert der Raumableitung ist eine lineare Abbildung von
nach
). Wir zeigen nur den Fall
.
Es sei
,
. Es ist zu zeigen, daß die parameterabhängige Funktion
für
konvergiert (der Grenzwert ist dann die Raumableitung). Die Abbildung
ist injektiv für alle
im Definitionsbereich, daher ist
gilt. Es gilt
Mit der Definition
erfüllt
die Differenzialgleichung
und die Anfangsbedingung
.
Dieses Anfangswertproblem ist linear, und nach Satz
12 ist der Grenzübergang
erlaubt. Da
differenzierbar ist, ist
definiert und
gleich
. Daher existiert auch die Raumableitung
als Lösung
des Anfangwertproblems
.
Definition 12
Es sei
eine positive ganze Zahl.
Es seien
offene und zusammenhängende Mengen,
und
Vektorfelder,
und
. Wir sagen
ist bei
lokal topologisch äquivalent
zu
bei
wenn für Umgebungen
und ein Homöomorphimus
existiert, der jede Lösungskurve in eine Lösungskurve abbildet, und der auf den
Lösungskurven die lineare Ordnung erhält, die durch die Parametrisierung mit
gegeben ist
(informell ausgedrückt: der das Phasenbild inklusive Richtung der Pfeile erhält).
Definition 13
Es sei
eine positive ganze Zahl,
eine offene und zusammenhängende Menge,
ein differenzierbares Vektorfeld, und
ein Punkt sodaß
ist.
Eine Hyperebene
durch
heißt transversal zu
bei
, wenn der Vektor
nicht in dem Vektorraum
(Hyperebene
verschoben, sodaß die durch den Nullpunkt geht)
enthalten ist.
Satz 14
Es sei
eine positive ganze Zahl,
eine offene und zusammenhängende Menge,
ein differenzierbares Vektorfeld, und
ein Punkt sodaß
ist.
Dann ist
bei
lokal äquivalent zum konstanten Vektorfeld
bei
.
Beweis.
Es sei
eine transversale Hyperebene. Dann ist die Flußabbildung
eingeschränkt auf
auf einer Umgebung von
definiert und differenzierbar.
Die Jacobi-Matrix bei
ist nicht singulär, daher ist die Abbildung ein lokaler
Homöomorphismus. Sie bildet die Lösungskurven des konstanten Vektorfelds (Geraden) auf Lösungskurven
von
ab.
Es folgt, daß zwei Nicht-Gleichgewichtspunkte bei gleicher Dimension immer lokal äquivalent sind.
- Literatur:
- leider ist dieses Kapitel in keinem der beiden Bücher enthalten.
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Josef Schicho
2016-01-17